
Durch die zunehmende Akademisierung und dem deutlich leichteren Zugang in den universitären Bereichen, ist die Ausbildung in Deutschland als Lebensweg zunehmend in Verruf geraten. Leider ist dieser Trend als ein Fortlaufender wahrzunehmen und wird sich wahrscheinlich erst dann wieder wandeln, sobald der Notlage durch fehlende Auszubildende auch auf politischer Seite entgegnet wird. Doch worin liegt eigentlich das Problem und warum werden zahlreiche Ausbildungsplätze nicht besetzt, obwohl es doch angeblich einen Mangel an Ausbildungsplätzen gibt? Sicherlich kann man dieser Frage nicht bis auf den Grund nachgehen, doch lassen sich einige wichtige Aspekte benennen, die wesentlich auf das Problem einwirken.
Das gesellschaftliche Problem der Ausbildung
Ausbildungsbetriebe haben es in den vergangenen Jahren deutlich schwerer gehabt, qualifizierte Auszubildende für ihre Betriebe zu finden. Vor allem im ruralen Raum ist es schwierig die Balance zwischen höchstmöglich qualifizierten Auszubildenden und der eigentlichen Besetzung der Stellen wahrzunehmen und zu halten. Im urbanen Raum scheint dieses Problem eher zweitrangig zu sein, doch gibt es auch hier keine Garantie, dass für die vorhandenen Ausbildungsplätze auch ein ausreichender Personenstamm gefunden wird. Doch woran liegt das? Zumindest sollte ein gesellschaftlicher Aspekt benannt werden, der den Trend der Ausbildungsflucht auf jeden Fall fördert. Das Problem ist nämlich, dass im gesamtgesellschaftlichen Rahmen der Ausbildung ein wesentlich geringerer Stellenwert zugeschrieben wird als etwa dem Studium. Je nachdem wie die Region, aus der man kommt, beschaffen und strukturiert ist, kann es sogar dazu kommen, dass sich Auszubildende genötigt fühlen, sich für die Entscheidung zur Ausbildung entschuldigen bzw. rechtfertigen zu müssen. Diese Entwicklung ist höchst problematisch und sollte sowohl politisch als auch im schulischen Rahmen vermieden, wenn nicht sogar strikt unterbunden werden. Für diejenigen, die ihre Lebensschwerpunkte außerhalb der rein akademischen Laufbahn sehen, kann bereits dadurch der Ausbildung einen besseren Stellenwert und im gleichen Atemzug auch qualifiziertere Personen hinzubringen.
Der Mehrwert eines Ausbildungsbetriebs
Ausbildungsbetriebe tragen eine weit größere gesellschaftliche Verantwortung, als sie anfangs vielleicht zu glauben meinen. Das erste Gehalt, der erste feste Wohnsitz außerhalb des Elternhauses und eine wichtige Bezugsgröße für heranwachsende junge Menschen sind nur einige wenige Aspekte, die ein Ausbildungsbetrieb leistet. Um seinen eigenen Betrieb als Ausbildungsbetrieb qualifizieren zu können, benötigt man einige wesentliche Dinge die sich selbstverständlich je nach Berufszweig und dazugehöriger Kammer unterscheiden. Ein genauer Überblick wird von den jeweiligen Berufskammern geboten. Bis auf wenige „freie Berufe“ haben jedoch alle Berufszweige gemein, dass zukünftige Ausbilder einen Ausbildereignungsschein machen müssen. Dieser Ausbilderschein bildet die normierte pädagogische Qualifizierung, die alle Ausbildungsberufe auf ein Mindestniveau heben und somit einen kompetenzorientierten Standard im Bereich der Ausbildungsberufe ermöglicht. Da diese Qualifizierungen Personengebunden sind und auch abgeprüft werden, sollte man innerhalb des bereits bestehenden Angestelltenkreises die jeweils geeigneten Personen bewusst ausgewählt werden. Für die Ausbildungsbetriebe ist diese Qualifizierung mitunter zwar auf der einen Seite eine finanzielle und personelle Belastung, aus Sicht des Ausbildungsplatzsuchenden jedoch ein weiteres Argument sich dank qualitativer Begleitung für eine Ausbildung zu entscheiden. Daher sollte man als zukünftiger Ausbildungsbetrieb diese Eignungsprüfungen als Chance statt als bürokratische Hürde verstanden wissen.